Der Strahlenschützer
Dr. Michael Sieg ist Physiker und verantwortet den Fachbereich Strahlenschutz beim Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock
Als Kind eines süddeutschen Familienbetriebs, mit diversen handfesten Nebenjobs während meiner Studienjahre, z. B. als Praktikumsbetreuer und Nachhilfelehrer, aber auch als Werkstudent in der Metallverarbeitung, als Zuarbeiter im Landschaftsbau und bei einem Glaser, hätte ich mir niemals träumen lassen, einmal Beamter einer Aufsichtsbehörde an der Ostsee zu werden! Doch jetzt arbeite ich bereits seit dem Jahre 2012 im Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern (LAGuS) und leite als wissenschaftlicher Direktor den Fachbereich Strahlenschutz.
Mein Interesse an Technik zeigte sich bereits in der Schulzeit, als ich Geräte vom Sperrmüll angeschleppt und repariert habe. Es folgte ein Studium der Physik in Karlsruhe und Heidelberg, das ich noch mit der Bezeichnung „Diplom“ abschloss. Bei meiner Übernahme als Wissenschaftler an das KIT (Karlsruher Institut für Technologie) konnte ich noch nicht ahnen, dass meine Forschung an Hochtemperatursupraleitern ein Baustein für die Einstellung im LAGuS sein würde.
Nach einiger Zeit schaffte es eine liebenswürdige Usedomerin, mich aus meinem wohlgefügten Umfeld an die Ostsee zu locken. Nach meinen Stationen am Greifswalder Institut für Niedertemperaturplasmaphysik und einem Technologiezentrum mit Labors und Reinräumen – mit überwiegend organisatorischen Tätigkeiten und viel Pendeln über Land – bekam ich die Chance, nach Rostock zu ziehen, wieder in die Wissenschaft zurückzukehren und eine Doktorarbeit am Lehrstuhl für Strömungsmechanik der Universität Rostock durchzuführen, die ich mit der Promotion abschloss.
Bei der anschließenden Suche nach einem beruflich sicheren Heimathafen kam die LAGuS-Stellenausschreibung für einen Physiker in der Abteilung Arbeitsschutz und technische Sicherheit genau zum richtigen Zeitpunkt – zum Vorstellungsgespräch brachte ich meinen eigenen Geigerzähler und ein kleines Stück Supraleitermaterial mit, wie es bei den Feldspulen von Fusionsreaktoren zum Einsatz kommt. Die Stellenzusage des LAGuS gewann gegen die eines weltbekannten Zuffenhausener Automobilherstellers.
Heute freue ich mich über meine vielfältigen Aufgaben, die die Leitung eines Fachbereichs mit außerordentlich netten, kompetenten Kollegen und wertschätzenden Vorgesetzen mit sich bringt, den Austausch mit Sachverständigen, die Mitarbeit in Bund-Länder-Gremien, aber auch den Kampf um Ressourcen bei immer komplexeren gesetzlichen Vorgaben. Mein anspruchsvollstes und spannendstes Arbeitsgebiet ist die Genehmigung und atomrechtliche Aufsicht über die Kernfusionsanlage „Wendelstein 7-X“ in Greifswald. Ohne mein physikalisches Verständnis wäre das nicht möglich.
Ein persönlicher Laptop ermöglicht mir das Arbeiten auch außerhalb des Büros. Ich schätze das selbständige Arbeiten und die Sicherheit in einer oberen Landesbehörde, die ich mit Loyalität danke, auch wenn Strahlenschützer auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sind.
Ich wünsche mir eine schlanke Verwaltung, die sicher dafür sorgt, dass die wesentlichen Regeln und Gesetze eingehalten werden, ohne an Menschlichkeit und Resilienz zu verlieren. Das erfordert herausragenden Sachverstand, um die vorgeschriebenen Aufgaben erfüllen zu können.
Bei allem vergesse ich eines nicht: Wir sind für die Bürger und Unternehmen da, für die, die unser Land am Laufen halten. Wir sind keine Bevormunder, wir sind Ermöglicher.